Der Radiowecker klingelt mich um 5:50 Uhr wach. Rihanna grölt „Wa Wa Wa“ durch das Zimmer. Ich denke mir: „Das letzte Mal in meinem eigenen Bett!“ Das letzte Mal... Das wird mir an diesem Tag noch öfter durch den Kopf gehen. Zum Frühstück gibt es nochmal eine Brezel. Danach kommt der große Abschied von meinen Eltern. Zwei Freunde holen mich schließlich von zuhause ab, sie fahren mich zum Flughafen. Ich blinzele und bin in London, ich blinzele ein zweites Mal und lande in Chennai. Ich steige aus dem Flieger und denke, ich stehe im Elefanten-Gehege im Münchner Tierpark. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze hier sind für mich eine ganz neue Erfahrung.
Durch die Sicherheitskontrolle geht es ganz locker. Wäre die Sicherheitskontrolle in München und Berlin genauso gewesen, hätte ich locker ein paar Freunde im Koffer mitschmuggeln können. Denn mein Koffer wurde zwar durchleuchtet, aber der Kontrolleur war mit seinem Handy beschäftigt. Als ich anschließend durch die Detektoren gehe, piepst es nicht. Ich atme durch und grinse. Noch breiter muss ich aber grinsen, als der nächste Gast durchgeht. Es piepst, aber das stört keinen der Sicherheitsbeamten und der Gast geht ganz gemütlich seiner Wege. So entspannt wie die Sicherheitskontrolle wird auch die Gepäckabholung - keinerlei Probleme. Ich grinse wieder und bin ganz ruhig. „Alles easy!“, denke ich. Weiter grinsend gehe ich Richtung Ausgang. Die Tür geht auf und „zack“, mein Grinsen ist weg. Breit macht sich Verunsicherung. Plötzlich stehe ich in einer lauten, chaotischen Stadt und in einer riesigen Menschenmenge. Die Verunsicherung legt sich kurz, als ich meinen zukünftigen Chef ausfindig mache. Er kommt breit lächelnd auf uns zu, stellt sich vor und führt uns zu einem Zwölf-Sitzer-Bus, der ganz alleine UDAVI gehört. Schnell packen wir alles in den Bus und schon geht es los und hinein in den Verkehr. Als wir in den Verkehr eintauchen, breitet sich mein Grinsen wieder aus, aber diesmal wegen des Adrenalinstoßes. Kein Film hätte mich auf dieses Chaos vorbereiten können. Jetzt, eine Woche später, weiß ich zwar, dass es überhaupt kein Chaos ist, sondern sich alle über die „Geheimsprache Hupen“ verständigen, aber das konnte ich so gleich am Anfang noch nicht erkennen.
Als wir nach einem Tee am Straßenrand schließlich unser Apartment erreichen, bin ich total erschöpft. Natürlich auch von der Reise, aber vor allem durch die Eindrücke von einer 30-minütigen Busfahrt. Ich komm mir nun plötzlich total unvorbereitet vor. Und das sollte sich an diesem Tag auch nicht mehr ändern.